Bundesverfassungsgericht

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Meilensteine in der Geschichte des
Bundesverfassungsgerichts

Auswahl der Jahre

Ereignisse ab 1949

1949
24. Mai 1949Das Grundgesetz
tritt in Kraft
24. Mai 1949
17. April 1951Das Bundesverfassungsgerichtsgesetz tritt in Kraft
17. April 1951
4. Mai 1951Karlsruhe wird Sitz des Bundesverfassungsgerichts
4. Mai 1951
7. September 1951Hermann Höpker-Aschoff wird erster Präsident
7. September 1951
9. September 1951Erste Entscheidung
9. September 1951
28. September 1951Feierliche Eröffnung
28. September 1951
22. November 1951Erstes Rechtsgutachten
22. November 1951
27. Juni 1952Status-Denkschrift
27. Juni 1952
23. Oktober 1952Verbot der Sozialistischen Reichspartei
23. Oktober 1952
1949

Ereignisse ab 1955

1955
17. August 1956Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands
17. August 1956
16. Januar 1957"Elfes-Urteil" des Ersten Senats
16. Januar 1957
15. Januar 1958"Lüth-Urteil" des Ersten Senats
15. Januar 1958
29. Juli 1959Urteil des Ersten Senats zum väterlichen Stichentscheid
29. Juli 1959
1955

Ereignisse ab 1960

1960
28. Februar 1961Urteil des Zweiten Senats zum "Deutschland-Fernsehen"
28. Februar 1961
1960

Ereignisse ab 1965

1965
6. Mai 1969Umzug in den Karlsruher Schlossbezirk
6. Mai 1969
1965

Ereignisse ab 1970

1970
1. Januar 1971Begrenzung der Amtszeit
1. Januar 1971
4. Januar 1971Erstes Sondervotum
4. Januar 1971
31. Juli 1973Urteil des Zweiten Senats zum Grundlagenvertrag
31. Juli 1973
1970

Ereignisse ab 1975

1975
25. Februar 1975Urteil des Ersten Senats zum Schwangerschaftsabbruch
25. Februar 1975
197625 Jahre Bundesverfassungsgericht
1976
16. Oktober 1977Urteil des Ersten Senats zur Entführung von Hanns Martin Schleyer
16. Oktober 1977
1975

Ereignisse ab 1980

1980
16. Februar 1983Urteil des Zweiten Senats zur Auflösung des Bundestages nach Vertrauensfrage
16. Februar 1983
15. Dezember 1983Urteil des Ersten Senats zum Volkszählungsgesetz
15. Dezember 1983
1980

Ereignisse ab 1985

1985
14. Mai 1985"Brokdorf-Beschluss" des Ersten Senats
14. Mai 1985
1985

Ereignisse ab 1990

1990
23./24. April 1991Urteile des Ersten Senats zur Wiedervereinigung
23./24. April 1991
9. April 1992Urteil des Zweiten Senats zur Parteienfinanzierung
9. April 1992
12. Oktober 1993"Maastricht-Urteil" des Zweiten Senats
12. Oktober 1993
12. Juli 1994Urteil des Zweiten Senats zu "Out of Area"-Einsätzen der Bundeswehr
12. Juli 1994
1990

Ereignisse ab 1995

1995
16. Mai 1995"Kruzifix-Beschluss" des Ersten Senats
16. Mai 1995
10. Oktober 1995"Soldaten sind Mörder"-Entscheidung des Ersten Senats
10. Oktober 1995
1996Einrichtung einer Pressestelle
1996
24. Oktober 1996"Mauer-Schützen"-Entscheidung des Zweiten Senats
24. Oktober 1996
1995

Ereignisse ab 2000

2000
7. Juli 200150 Jahre Bundesverfassungsgericht
7. Juli 2001
8. April 2002Urteil des Zweiten Senats zum Parteispendenuntersuchungsausschuss
8. April 2002
17. Juli 2002Urteil des Ersten Senats zum Lebenspartnerschaftsgesetz
17. Juli 2002
18. März 2003Einstellung des NPD-Verbotsverfahrens
18. März 2003
2000

Ereignisse ab 2005

2005
15. Februar 2006Urteil des Ersten Senats zum Luftsicherheitsgesetz
15. Februar 2006
4. April 2006Entscheidung des Ersten Senats zur Rasterfahndung
4. April 2006
7. Mai 2007Einweihung des Erweiterungsbaus
7. Mai 2007
30. Juni 2009Urteil des Zweiten Senats zum Vertrag von Lissabon
30. Juni 2009
2005

Ereignisse ab 2010

2010
9. Februar 2010Urteil des Ersten Senats zu den Regelleistungen nach SGB II ("Hartz IV-Gesetz")
9. Februar 2010
4. Mai 2011Sicherungsverwahrung verfassungswidrig
4. Mai 2011
12. September 2012Urteil zum Europäischen Stabilitätsmechanismus
12. September 2012
2010

Ereignisse ab 2015

2015
27. Januar 2015„Kopftuch-Beschluss“ des Ersten Senats
27. Januar 2015
15. Dezember 2015Beschluss des Zweiten Senats in Sachen „Identitätskontrolle“
15. Dezember 2015
21. Juni 2016Urteil des Zweiten Senats zum „OMT-Programm“
21. Juni 2016
17. Januar 2017Urteil des Zweiten Senats im NPD-Verbotsverfahren
17. Januar 2017
10. Oktober 2017Beschluss des Ersten Senats zur Schaffung einer Dritten Option
10. Oktober 2017
12. Juni 2018Urteil des Zweiten Senats zum Streikverbot für Beamtinnen und Beamte
12. Juni 2018
6. November 2019Beschluss des Ersten Senats „Recht auf Vergessen I“
6. November 2019
6. November 2019Beschluss des Ersten Senats „Recht auf Vergessen II“
6. November 2019
2015

Ereignisse ab 2020

2020
26. Februar 2020Urteil des Zweiten Senats zum Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung
26. Februar 2020
5. Mai 2020Urteil des Zweiten Senats zum Staatsanleihekaufprogramm
5. Mai 2020
1. Dezember 2020Beschluss des Zweiten Senats zum Europäischen Haftbefehl (Rumänien II)
1. Dezember 2020
2020

Ereignisse ab 2021

2021
24. März 2021Beschluss des Ersten Senats zum Klimaschutzgesetz
24. März 2021
28. September 202170 Jahre Bundesverfassungsgericht
28. September 2021
19. November 2021Beschluss des Ersten Senats zur Bundesnotbremse I
19. November 2021
19. November 2021Beschluss des Ersten Senats zur Bundesnotbremse II
19. November 2021
2021

Ereignisse ab 2022

2022
21. Juli 2022Beschluss des Ersten Senats zur Pflicht zum Nachweis einer Impfung gegen Masern
21. Juli 2022
6. Dezember 2022Urteil des Zweiten Senats zum Eigenmittelbeschluss-Ratifizierungsgesetz
6. Dezember 2022
14. Dezember 2022Urteil des Zweiten Senats zum parlamentarischen Fragerecht zu im Ausland tätigen Verfassungsschutzbediensteten
14. Dezember 2022
2022

Alle Ereignisse (geordnet nach Datum)

24. Mai 1949

Das Grundgesetz
tritt in Kraft

Das Grundgesetz tritt in Kraft. Dem Bundesverfassungsgericht werden, anders als dem Staatsgerichtshof der Weimarer Republik, weitreichende Kompetenzen eingeräumt, die sich auch auf die Durchsetzung der Grundrechte erstrecken.

17. April 1951

Das Bundesverfassungsgerichtsgesetz tritt in Kraft

Das Bundesverfassungsgerichtsgesetz tritt in Kraft - fast zwei Jahre später als das Grundgesetz nach einem langen Gesetzgebungsverfahren.

4. Mai 1951

Karlsruhe wird Sitz des Bundesverfassungsgerichts

Das Gesetz über den Sitz des Bundesverfassungsgerichts bestimmt, dass dieser "vorerst in Karlsruhe" ist. Der Bundesjustizminister richtet in den Räumen des Bundesgerichtshofs eine "Kopfstelle" für die organisatorischen Vorarbeiten ein.

7. September 1951

Hermann Höpker-Aschoff wird erster Präsident

Das Bundesverfassungsgericht nimmt mit 23 Richtern und einer Richterin seine Arbeit im Prinz-Max-Palais in Karlsruhe auf. Der erste Präsident ist Hermann Höpker-Aschoff.

9. September 1951

Erste Entscheidung

Der Zweite Senat trifft die erste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Sie befasst sich mit der Neugliederung in den Ländern Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern und hat zum Ergebnis, dass die Volksabstimmung über die Gründung eines Südweststaates vorläufig nicht stattfinden kann.

28. September 1951

Feierliche Eröffnung

Das Bundesverfassungsgericht wird in Anwesenheit des Bundespräsidenten Heuss und des Bundeskanzlers Adenauer mit einem Festakt feierlich eröffnet.

22. November 1951

Erstes Rechtsgutachten

Das Plenum des Bundesverfassungsgerichts erstattet ein erstes Rechtsgutachten für den Bundespräsidenten zur Mitwirkung des Bundesrates an einem Steuergesetz. Zwei weitere Gutachten-Verfahren folgen, ehe die gutachterliche Tätigkeit im Jahr 1956 wieder abgeschafft wird.

27. Juni 1952

Status-Denkschrift

In einer Status-Denkschrift begründet und verdeutlicht das Bundesverfassungsgericht seine Stellung als Verfassungsorgan.

23. Oktober 1952

Verbot der Sozialistischen Reichspartei

Im ersten Parteiverbotsverfahren erklärt der Erste Senat die Sozialistische Reichspartei (SRP) für verfassungswidrig.

17. August 1956

Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands

Im zweiten Parteiverbotsverfahren stellt der Erste Senat fest, dass die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) verfassungswidrig ist.

16. Januar 1957

"Elfes-Urteil" des Ersten Senats

In der Elfes-Entscheidung wurde ein umfassender Freiheitsschutz entwickelt. Die Allgemeine Handlungsfreiheit schützt seitdem jede menschliche Verhaltensweise und darf nur durch staatliche Maßnahmen beschränkt werden, die umfassend mit der Verfassung vereinbar sind.

15. Januar 1958

"Lüth-Urteil" des Ersten Senats

Der Erste Senat verkündet das Lüth-Urteil. Erich Lüth hatte Veit Harlan als "Nazifilm-Regisseur Nr. 1" bezeichnet und öffentlich zum Boykott eines seiner Filme aufgerufen. Das Bundesverfassungsgericht unterstreicht die Bedeutung des Grundrechts der Meinungsfreiheit und entscheidet, dass die Wirkung der Grundrechte sich nicht auf das Verhältnis zwischen Staat und Bürger beschränkt, sondern auch auf das Verhältnis zwischen den Bürgern ausstrahlt.

29. Juli 1959

Urteil des Ersten Senats zum väterlichen Stichentscheid

Der Erste Senat entscheidet, dass der sogenannte Stichentscheid des Vaters bei Uneinigkeit der Eltern über die Ausübung der elterlichen Sorge gegen das Gleichberechtigungsgebot verstößt.

28. Februar 1961

Urteil des Zweiten Senats zum "Deutschland-Fernsehen"

Im Fernseh-Urteil entscheidet der Zweite Senat, dass die – auf Betreiben der Bundesregierung gegründete – Deutschland-Fernsehen-GmbH verfassungswidrig ist.

6. Mai 1969

Umzug in den Karlsruher Schlossbezirk

Das Bundesverfassungsgericht bezieht seinen Amtssitz in dem vom Architekten Paul Baumgarten gestalteten Gebäude im Schlossbezirk.

1. Januar 1971

Begrenzung der Amtszeit

Um die Unabhängigkeit der Richterinnen und Richter zu stärken, wird ihre Amtszeit auf 12 Jahre ohne Möglichkeit der Wiederwahl festgelegt. Mitglieder des Gerichts, die mit einer Entscheidung des Senats nicht einverstanden sind, dürfen ihre abweichende Meinung veröffentlichen.

4. Januar 1971

Erstes Sondervotum

Zum "Abhörurteil" des Zweiten Senats vom 15. Dezember 1970 erscheint das erste Sondervotum, verfasst von den Richtern von Schlabrendorff, Geller und Rupp.

31. Juli 1973

Urteil des Zweiten Senats zum Grundlagenvertrag

Der Zweite Senat erklärt den Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik für verfassungskonform, stellt aber zugleich fest, dass die Wiedervereinigung ein verfassungsrechtliches Gebot ist, welches alle Verfassungsorgane verpflichtet, auf die Erreichung dieses Ziels hinzuwirken.

25. Februar 1975

Urteil des Ersten Senats zum Schwangerschaftsabbruch

Der Erste Senat erklärt die Fristenlösung, die den Schwangerschaftsabbruch während der ersten drei Monate straflos stellt, für verfassungswidrig.

1976

25 Jahre Bundesverfassungsgericht

Bis zum 25-jährigen Jubiläum sind über 33.000 Verfassungsbeschwerden und rund 60.000 Eingaben verschiedenster Art eingegangen.

16. Oktober 1977

Urteil des Ersten Senats zur Entführung von Hanns Martin Schleyer

Die Angehörigen des entführten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer verlangen von der Bundesregierung, den Forderungen der Terrorgruppe „Rote-Armee-Fraktion“ nachzugeben. In einer Nachtsitzung kommt der Erste Senat zu dem Ergebnis, dass sich aus dem Grundgesetz hierzu keine eindeutigen Handlungsverpflichtungen herleiten lassen. Die Bundesregierung gibt den Forderungen der Entführer nicht nach. Zwei Tage später wird Schleyer von ihnen erschossen.

16. Februar 1983

Urteil des Zweiten Senats zur Auflösung des Bundestages nach Vertrauensfrage

Der Zweite Senat billigt mehrheitlich die Auflösung des Deutschen Bundestages durch den Bundespräsidenten, nachdem Bundeskanzler Kohl erfolglos die Vertrauensfrage gestellt hatte, um Neuwahlen herbeizuführen.

15. Dezember 1983

Urteil des Ersten Senats zum Volkszählungsgesetz

Der Erste Senat entscheidet, dass die Volkszählung teilweise verfassungswidrig ist, und konturiert das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

14. Mai 1985

"Brokdorf-Beschluss" des Ersten Senats

Im Brokdorf-Beschluss hebt der Erste Senat Verbote von Demonstrationen gegen den Bau eines Atomkraftwerks auf und unterstreicht die Bedeutung der Versammlungsfreiheit im demokratischen Gemeinwesen.

23./24. April 1991

Urteile des Ersten Senats zur Wiedervereinigung

Die Wiedervereinigung Deutschlands beschäftigt das Bundesverfassungsgericht. Der Erste Senat hält den Einigungsvertrag in zwei Urteilen für verfassungsgemäß: das erste betrifft die Rechtsbeständigkeit von Enteignungen in der früheren sowjetischen Besatzungszone, das zweite Übergangsregelungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der früheren DDR.

9. April 1992

Urteil des Zweiten Senats zur Parteienfinanzierung

Der Zweite Senat entscheidet, dass der Staat die politischen Parteien zwar teilweise finanzieren darf, sie sich aber auch um finanzielle Unterstützung ihrer Mitglieder und nahestehender Bürger bemühen müssen.

12. Oktober 1993

"Maastricht-Urteil" des Zweiten Senats

Im Maastricht-Urteil billigt der Zweite Senat die Mitwirkung Deutschlands an der Gründung der Europäischen Union.

12. Juli 1994

Urteil des Zweiten Senats zu "Out of Area"-Einsätzen der Bundeswehr

Einem bewaffneten Einsatz der Streitkräfte muss der Bundestag vorher zustimmen, urteilt der Zweite Senat. Mit dem Grundgesetz vereinbar sind auch Auslandseinsätze der Bundeswehr innerhalb eines Systems kollektiver Sicherheit (wie der NATO).

16. Mai 1995

"Kruzifix-Beschluss" des Ersten Senats

Der Erste Senat stellt im Kruzifix-Beschluss fest, dass das Anbringen eines Kreuzes in den Unterrichtsräumen einer staatlichen Pflichtschule gegen die Religionsfreiheit verstößt.

10. Oktober 1995

"Soldaten sind Mörder"-Entscheidung des Ersten Senats

Der Erste Senat entscheidet, dass die Verwendung des Tucholsky-Zitats "Soldaten sind Mörder" gegenüber Soldaten der Bundeswehr nicht in jedem Fall eine Beleidigung ist, sondern zwischen Ehrenschutz und Meinungsfreiheit abgewogen werden muss.

1996

Einrichtung einer Pressestelle

Im Bundesverfassungsgericht wird, nicht zuletzt wegen der teils heftigen Reaktionen auf jüngste Entscheidungen, eine Pressestelle eingerichtet.

24. Oktober 1996

"Mauer-Schützen"-Entscheidung des Zweiten Senats

Der Zweite Senat entscheidet, dass Tötungen an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze bestraft werden können, obwohl sie in der DDR nicht bestraft wurden.

7. Juli 2001

50 Jahre Bundesverfassungsgericht

Mit einem Bürgerfest, Kabarett und Gesprächen sowie der Ausstellung „Kunst Macht Würde“ öffnet sich das Bundesverfassungsgericht aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens einer breiten Öffentlichkeit. Rund 30.000 Besucher nutzen die Gelegenheit zu einer Besichtigung des höchsten deutschen Gerichts.

8. April 2002

Urteil des Zweiten Senats zum Parteispendenuntersuchungsausschuss

Der Zweite Senat entscheidet, dass ein Untersuchungsausschuss im Parlament vornehmlich dem Schutz der parlamentarischen Minderheit dient. Ihr steht daher ein Recht zu, über die Beweiserhebungen im Ausschuss angemessen mitzubestimmen.

17. Juli 2002

Urteil des Ersten Senats zum Lebenspartnerschaftsgesetz

Der Erste Senat urteilt, dass die eingetragene Lebenspartnerschaft zwischen Personen gleichen Geschlechts mit dem grundgesetzlich gebotenen besonderen Schutz von Ehe und Familie vereinbar ist.

18. März 2003

Einstellung des NPD-Verbotsverfahrens

Der Zweite Senat stellt das Verbotsverfahren gegen die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) ein. Drei Mitglieder des Gerichts sind der Ansicht, dass dem Verfahren die Beobachtung der Partei durch sogenannte V-Leute staatlicher Behörden entgegensteht, die in der Partei Vorstandsämter bekleiden.

15. Februar 2006

Urteil des Ersten Senats zum Luftsicherheitsgesetz

Der Erste Senat erklärt eine infolge des 11. September 2001 geschaffene Ermächtigung zum Abschuss von Passagierflugzeugen, die als Werkzeug für Terroranschläge dienen sollen, für nichtig. Das Grundrecht auf Leben und die Menschenwürdegarantie stehen einer Tötung unbeteiligter Personen entgegen.

4. April 2006

Entscheidung des Ersten Senats zur Rasterfahndung

Der Erste Senat entscheidet, dass eine präventive Rasterfahndung nur dann mit dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung vereinbar ist, wenn zumindest eine konkrete Gefahr für hochrangige Rechtsgüter besteht.

9. Februar 2010

Urteil des Ersten Senats zu den Regelleistungen nach SGB II ("Hartz IV-Gesetz")

Der Erste Senat entscheidet, dass das Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums auch die realitätsgerechte Festsetzung der Höhe von Sozialleistungen erfordert.

4. Mai 2011

Sicherungsverwahrung verfassungswidrig

Das Recht der Sicherungsverwahrung ist verfassungswidrig und muss grundlegend überarbeitet werden, entscheidet der Zweite Senat unter maßgeblicher Berücksichtigung der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg.

12. September 2012

Urteil zum Europäischen Stabilitätsmechanismus

Der Zweite Senat entscheidet im Eilrechtsschutzverfahren, dass der Beitritt Deutschlands zum Europäischen Stabilitätsmechanismus unter Bedingungen mit der Verfassung vereinbar ist.

27. Januar 2015

„Kopftuch-Beschluss“ des Ersten Senats

Der Erste Senat entscheidet, dass ein pauschales Verbot religiöser Bekundungen in öffentlichen Schulen durch das äußere Erscheinungsbild von Pädagoginnen und Pädagogen mit der Glaubens- und Bekenntnisfreiheit nicht vereinbar ist. Dem Verfahren zugrunde lagen Sanktionen wegen der Weigerung der Beschwerdeführerinnen, im Schuldienst ein aus religiösen Gründen getragenes Kopftuch beziehungsweise eine als Ersatz hierfür getragene Wollmütze abzulegen.

15. Dezember 2015

Beschluss des Zweiten Senats in Sachen „Identitätskontrolle“

Der Grundrechtsschutz durch das Bundesverfassungsgericht kann sich im Einzelfall auch auf unionsrechtlich determinierte Hoheitsakte erstrecken, wenn dies zur Wahrung der durch Art. 79 Abs. 3 GG verbürgten Verfassungsidentität unabdingbar geboten ist. Dies entscheidet der Zweite Senat mit Blick auf den Schuldgrundsatz, nach dem jede strafrechtliche Sanktion den Nachweis von Tat und Schuld in einem prozessordnungsgemäßen Verfahren voraussetzt.

21. Juni 2016

Urteil des Zweiten Senats zum „OMT-Programm“

Nach Aussetzung des Verfahrens und Einholung der Vorabentscheidung des Gerichtshofs der Europäischen Union urteilt der Zweite Senat, dass das Unterlassen von Bundesregierung und Bundestag in Ansehung des Beschlusses der Europäischen Zentralbank über das OMT-Programm geeignete Maßnahmen zu dessen Aufhebung oder Begrenzung zu ergreifen, nicht gegen deutsches Verfassungsrecht verstößt, wenn die vom Gerichtshof der Europäischen Union in seinem Urteil vom 16. Juni 2015 (C-62/14) formulierten, die Reichweite des OMT-Programms begrenzenden Maßgaben eingehalten werden.

17. Januar 2017

Urteil des Zweiten Senats im NPD-Verbotsverfahren

Der Zweite Senat entscheidet, dass die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) zwar ein auf die Beseitigung der bestehenden freiheitlichen demokratischen Grundordnung gerichtetes politisches Konzept vertritt. Wegen fehlender Anhaltspunkte für eine erfolgreiche Durchsetzung ihrer verfassungsfeindlichen Ziele wird sie jedoch nicht verboten.

10. Oktober 2017

Beschluss des Ersten Senats zur Schaffung einer Dritten Option

Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entscheidet, dass die Regelungen des Personenstandsrechts insofern gegen das allgemeine Persönlichkeitsrecht und das Diskriminierungsverbot verstoßen, als neben dem Eintrag „weiblich“ oder „männlich“ keine dritte Möglichkeit eines positiven Geschlechtseintrages für Personen besteht, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen.

12. Juni 2018

Urteil des Zweiten Senats zum Streikverbot für Beamtinnen und Beamte

Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts entscheidet, dass das Streikverbot für Beamtinnen und Beamte verfassungsgemäß und als eigenständiger hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums vom Gesetzgeber zu beachten ist. Das Streikverbot steht mit dem Grundsatz der Völkerrechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes im Einklang und ist mit den Gewährleistungen der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar.

6. November 2019

Beschluss des Ersten Senats „Recht auf Vergessen I“

Der Erste Senat entscheidet, dass das Bundesverfassungsgericht unionsrechtlich nicht vollständig vereinheitlichtes Fachrecht primär am Maßstab der Grundrechte des Grundgesetzes prüft. In der Sache führt der Senat aus, dass Online-Pressearchive zu Schutzvorkehrungen gegen die zeitlich unbegrenzte Verbreitung personenbezogener Berichte durch Suchmaschinen verpflichtet sein können.

6. November 2019

Beschluss des Ersten Senats „Recht auf Vergessen II“

Das Bundesverfassungsgericht entscheidet erstmals, dass es die Anwendung unionsrechtlich vollvereinheitlichten Rechts durch deutsche Stellen selbst am Maßstab der Unionsgrundrechte prüft. In der Sache führt der Senat aus, dass die Meinungsfreiheit der Inhalteanbieter bei der Prüfung eines Unterlassungsanspruchs gegen Suchmaschinenbetreiber zu berücksichtigen ist.

26. Februar 2020

Urteil des Zweiten Senats zum Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung

Das Bundesverfassungsgericht erklärt das Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung (§ 217 Strafgesetzbuch) für verfassungswidrig. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen.

5. Mai 2020

Urteil des Zweiten Senats zum Staatsanleihekaufprogramm

Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Beschlüsse der Europäischen Zentralbank zum Staatsanleihekaufprogramm (Public Sector Purchase Programme - PSPP) für kompetenzwidrig. Dem steht das anderslautende Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union nicht entgegen, da es im Hinblick auf die Kontrolle der Verhältnismäßigkeit der zum PSPP erlassenen Beschlüsse schlechterdings nicht mehr nachvollziehbar und damit ebenfalls ultra vires ergangen ist.

1. Dezember 2020

Beschluss des Zweiten Senats zum Europäischen Haftbefehl (Rumänien II)

Der Zweite Senat entscheidet im Anschluss an den Beschluss des Ersten Senats zum „Recht auf Vergessen II“, dass bei der Entscheidung unionsrechtlich vollständig determinierter Rechtsfragen grundsätzlich die Unionsgrundrechte maßgeblich sind. In der Sache führt der Senat aus, dass die Fachgerichte bei der Überstellung der Beschwerdeführer nach Rumänien zum Zwecke der Strafverfolgung und Strafvollstreckung die mit dem Unionsgrundrecht aus Art. 4 Charta der Grundrechte der Europäischen Union verbundenen Aufklärungspflichten in Bezug auf die Haftbedingungen nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt haben.

24. März 2021

Beschluss des Ersten Senats zum Klimaschutzgesetz

Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entscheidet, dass die Regelungen des Klimaschutzgesetzes über die nationalen Klimaschutzziele und die bis zum Jahr 2030 zulässigen Jahresemissionsmengen insofern mit Grundrechten unvereinbar sind, als hinreichende Maßgaben für die weitere Emissionsreduktion ab dem Jahr 2031 fehlen. Die zum Teil noch sehr jungen Beschwerdeführenden sind durch die angegriffenen Bestimmungen in ihren Freiheitsrechten verletzt. Die Vorschriften verschieben hohe Emissionsminderungslasten unumkehrbar auf Zeiträume nach 2030.

28. September 2021

70 Jahre Bundesverfassungsgericht

Das Bundesverfassungsgericht kann seine Türen am Tag seines 70-jährigen Bestehens pandemiebedingt nur virtuell öffnen. Es präsentiert sich in einem gläsernen Cube auf dem Karlsruher Marktplatz, in neuen Filmen auf der Website und in mehreren Projekten mit der Bundeszentrale für politische Bildung. Zudem wird ein LED-Laufband mit den wichtigsten Daten und Entscheidungen aus den vergangenen 70 Jahren am Gerichtsgebäude installiert.

19. November 2021

Beschluss des Ersten Senats zur Bundesnotbremse I

Der Erste Senat entscheidet, dass Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen in der äußersten Gefahrenlage der Corona-Pandemie mit dem Grundgesetz vereinbar waren; insbesondere waren sie trotz des Eingriffsgewichts verhältnismäßig. Die Maßnahmen waren Bestandteile eines Schutzkonzepts des Gesetzgebers, das dem Lebens- und Gesundheitsschutz sowie der Aufrechterhaltung eines funktionsfähigen Gesundheitssystems als überragend wichtigen Gemeinwohlbelangen diente.

19. November 2021

Beschluss des Ersten Senats zur Bundesnotbremse II

Der Erste Senat entscheidet, dass Schulschließungen nach der im April 2021 bestehenden Erkenntnis- und Sachlage zulässig waren. Das Verbot von Präsenzunterricht stellte zwar einen schwerwiegenden Eingriff in das Recht auf schulische Bildung dar. Dem standen aber überragende Gemeinwohlbelange in Gestalt der Abwehr von Gefahren für Leben und Gesundheit und für die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems gegenüber.

21. Juli 2022

Beschluss des Ersten Senats zur Pflicht zum Nachweis einer Impfung gegen Masern

Der Erste Senat hat mehrere Verfassungsbeschwerden zurückgewiesen, die sich gegen Vorschriften über die Pflicht zum Auf- und Nachweis einer Masernimpfung sowie über die bei Ausbleiben des Nachweises eintretende Folgen richten, wie etwa das Verbot, Kinder in bestimmten Einrichtungen zu betreuen. Ohne Verstoß gegen Verfassungsrecht hat der Gesetzgeber dem Schutz durch eine Maserninfektion gefährdeter Menschen den Vorrang vor den Interessen der beschwerdeführenden Kinder und Eltern eingeräumt.

6. Dezember 2022

Urteil des Zweiten Senats zum Eigenmittelbeschluss-Ratifizierungsgesetz

Der Zweite Senat hat zwei Verfassungsbeschwerden zurückgewiesen, die sich gegen ein Gesetz richteten, mit dem die Bundesrepublik Deutschland dem Eigenmittelbeschluss 2020 des Rates der Europäischen Union zugestimmt hat, der die Europäische Kommission ermächtigt, zur Bewältigung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Mittel bis zu einem Betrag von 750 Milliarden Euro aufzunehmen. Das Ratifizierungsgesetz verletzt die Beschwerdeführer nicht in ihrem Recht auf demokratische Selbstbestimmung.

14. Dezember 2022

Urteil des Zweiten Senats zum parlamentarischen Fragerecht zu im Ausland tätigen Verfassungsschutzbediensteten

Der Zweite Senat hat entschieden, dass die Weigerung der Bundesregierung, die Zahl der in den Jahren 2015 bis 2019 in das Ausland entsandten Bediensteten des Bundesamtes für Verfassungsschutz mitzuteilen, das parlamentarische Fragerecht des antragstellenden Abgeordneten aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 Grundgesetz verletzt.