Vom Prinz-Max-Palais in den Schlossbezirk
Das Bundesverfassungsgericht nahm im Jahr 1951 seine Tätigkeit im Prinz-Max-Palais auf. Dieses in den 1880er Jahren errichtete Gebäude liegt in der Nähe des (heutigen) Europaplatzes in der Karlsruher Innenstadt. Es ist benannt nach Prinz Max von Baden, der dort von 1900 bis 1918 wohnte. Prinz Max von Baden war badischer Thronfolger und letzter Reichskanzler des Kaiserreichs.
Das Prinz-Max-Palais erwies sich zunehmend als zu klein. Bereits im Jahr 1959 äußerte der damalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Gebhard Müller den Wunsch nach einem Neubau. Im Jahr 1965 begannen die Bauarbeiten für das Gebäudeensemble im Karlsruher Schlossbezirk. Es liegt an der Stelle des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hoftheaters zwischen Schlossplatz und Botanischem Garten. Entworfen hat das Ensemble der Berliner Architekt Paul Baumgarten. Mit der offenen Bauweise wollte er demokratische Transparenz ausdrücken und das Gebäude von den Justizpalästen im Stil des 19. Jahrhunderts abheben. Im Frühjahr 1969 zog das Bundesverfassungsgericht ein. Die Baukosten lagen bei knapp 20 Mio. DM.
Der Baumgarten-Bau
Der Baumgarten-Bau besteht aus fünf Bauteilen. Sie sind durch einen mehr als 70 m langen, geraden Gang verbunden:
- Das höchste Gebäude des Ensembles ist das Sitzungssaalgebäude. Dort zeigt sich seine Transparenz auf besondere Weise. Gläserne Wände ermöglichen Einblicke in den Sitzungssaal mit dem mehrere hundert Kilo schweren Bundesadler aus Holz von Hans Kindermann. Im Erdgeschoss des Sitzungssaalgebäudes befinden sich ein großes Foyer sowie der Plenarsaal. Im Zwischengeschoss liegen ein Empfangssaal sowie der Presseraum.
- Das daneben liegende Richtergebäude wird wegen seines Grundrisses auch Richterring genannt und „schwebt“ auf Stahlstützen über dem Boden. Im ersten Obergeschoss befinden sich die Büros und das Beratungszimmer des Ersten Senats, und im zweiten Geschoss die des Zweiten Senats.
- Jenseits des Gangs, zum Botanischen Garten gewandt, liegt das Bibliotheksgebäude. Die umfangreichen Bestände des Bundesverfassungsgerichts lagern in zwei unterirdischen Geschossen. Im Erdgeschoss befinden sich die Büros der Bibliothek, ein Lesesaal sowie eine Ausstellung über die Anfangszeit des Gerichts im Prinz-Max-Palais.
- Die zum Schloss hin gelegenen Gebäude sind für die Verwaltung des Gerichts sowie für die Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgesehen.
- Im zur Staatlichen Kunsthalle hin gelegenen Gebäude befinden sich heute weitere Büroräume, ein Besprechungszimmer und ein Pausenraum. Bis 1995 diente dieser Bauteil als Speise-Casino mit einem öffentlich zugänglichen Restaurant und einer Terrasse hin zum Botanischen Garten.
Seit 1982 hat das Bundesverfassungsgericht zudem Räumlichkeiten im Nord-West-Flügel des Schlosses angemietet. Diese sind durch einen unterirdischen Gang mit dem Gericht verbunden.
Entdecken Sie das Bundesverfassungsgericht auf einem virtuellen Rundgang durch das von Prof. Paul Baumgarten entworfene Gebäude.
Erweiterungsbau
Ein Großteil der Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist im Jahr 2007 fertiggestellten Erweiterungsbau untergebracht, der vom Berliner Architekten Michael Schrölkamp entworfen wurde. Es handelt sich um ein dreigeschossiges Gebäude mit einer begrünten Fassade zum Botanischen Garten, das über einen Glasgang mit dem Baumgarten-Bau verbunden ist.
Sanierung des Baumgarten-Baus
Der Baumgarten-Bau wurde von 2011 bis 2014 für ca. 55 Mio. Euro grundsaniert. Zur Erhaltung und Modernisierung des denkmalgeschützten Ensembles waren umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich, unter anderem eine umfassende energetische Sanierung, die weitgehende Erneuerung der Haustechnik und die Verbesserung der Brandsicherheit. Die Mitglieder des Gerichts und ein Teil der Mitarbeiterschaft bezogen währenddessen den sog. „Dienstsitz Waldstadt“ in der umgebauten ehemaligen General-Kammhuber-Kaserne.
Seit Ende September 2014 verrichten wieder alle Mitglieder und Beschäftigten des Bundesverfassungsgerichts ihren Dienst im Schlossbezirk.
Eine Galerie mit Bildern des Gebäudeensembles im Karlsruher Schlossbezirk finden Sie hier.